Aktuelle Hinweise zum Kartoffelanbau (Stand: 20. Juni 2024)

Kartoffeln

Ein Schwerpunkt des Kartoffelanbaus in Bayern liegt im Dienstgebiet unseres Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg. Das Sachgebiet L2.3P - Landnutzung gibt Hinweise für die richtige Lagerung und Düngung.

Hinweise zur Krautfäule

In vielen Schlägen ist jetzt Krautfäule zu finden. Vielfach ist es Stängel- und Blatt-Phytophtora. Anfällige Sorten wie z.B Bernina oder Belmonda sind stärker betroffen, sowie in Partien aus dem nördlichen Deutschland und den Niederlanden.
Die trockenere Witterung der vergangenen Tage hat etwas Entspannung gebracht. Mit den vorhergesagten Niederschlägen wird der Krautfäuledruck vermutlich wieder ansteigen. Der Spritzabstand sollte daher in weiten Teilen Bayerns bei ca. 7 bis 9 Tagen liegen. Bei anfälligen Sorten und entsprechenden Schlägen auch kürzer.
An der Fungizidwahl hat sich wenig geändert. Bis zur Blüte sind vorrangig Mittel wie 1,6 l/ha Infinito, 2,5 l/ha Sim-pro oder 2,5 l/ha Omix Duo jeweils in Kombination mit 0,4 l/ha Fluazinam einzusetzen. Aber der Vollblüte sollte aus Rückstandsgründen (sprechen sie auch mit ihrem Abnehmer) auf Mischungen wie z.B. 0,5 l/ha Cymbal flow + 0,5 l/ha Ranman Top, 0,45 kg/ha Reboot + 0,5 l/ha Leimay oder 0,45 kg/ha Reboot + 0,4 l/ha Fluazinam umgestiegen werden. Auf Flächen ohne Krautfäulebefall würden sich auch 0,6 kg/ha Carial flex oder Pergovia-Pack, bzw. Banjo forte + Kontaktmittel, Presidium + Kontaktmittel, Voyager + Kontaktmittel, eignen. Kontaktmittel entweder fuazinam- oder cyazofamidhaltig.
Aber diese Kombinationen nicht zweimal hintereinander spritzen.
Bei vorhandenem Befall im Bestand für Stoppspritzung
keine CAA-Wirkstoffe und kein Zorvec verwenden. Der Wirkstoff Cymoxanil hat die beste kurative Wirkung, welche allerdings in der Dauerwirkung begrenz ist. Er kann latente Infektionen erfassen, welche nicht älter als 48 Stunden sind. Es sollten Tankmischung dem kurativ wirksamen Wirkstoff „Cymoxanil“ erfolgen. Erste Behandlung mit z.B. 2,5 Omix Duo / 2,5 Simpro / 2,5 Rival Duo) und einem leistungsstarken Kontaktmittel in der vollen Aufwandmenge (Carneol / Nando / Ohayo / Ranman Top / Shirlan / Terminus), oder 1,6 Infinito + 0,2 Curzate 60WG. Zur Zweiten Behandlung kann zusätzlich neben den vorgenannten auch noch Reboot plus Kontaktmittel eingesetzt werden. Präparate in voller Aufwandmenge ausbringen. Cymoxanilhaltige Präparate haben die beste kurative Wirkung, sind aber in der Wirkungsdauer etwas schlechter. Eine Wiederholung dieser Stoppspritzung nach 2 bis 3 Tagen ist anzuraten, wobei die Mittel wegen der vorgegebenen Spritzabstände gewechselt werden müssen.
Die Cymoxanil-Wirkstoffmenge pro Hektar ist je nach Mittel unterschiedlich. Mit der jeweils zugelassenen Menge werden z.B. bei 0,45 Reboot (148 g), 2,5 Omix Duo / Simpro (125g), 0,2 Curzate 60 WG (120 g), 0,6 Plexus (120 g), 0,5 Cymbal flow (112 g), usw. ausgebracht.

Übersicht über ausgewählte Krautfäulefungizide mit Wirkungseinstufung pdf 143 KB

Hinweise zur Alternaria

Hohe Temperaturen verbunden mit Gewitterniederschlägen fördert auch die Alternaria. Gegen Alternaria sind ca. 7 bis 8 Wochen nach dem Auflaufen der Kartoffeln, wenn erste Alternaria-Symptome auf der mittleren Blattetage auftreten, erste Behandlungen durchzuführen.
Verwechslungsgefahr: In einigen Beständen treten Symptome auf, die mit Alternaria-Symptomen verwechselt werden können. Diese meist stressbedingten Symptome sind auf den unteren aber auch auf den Blättern zufinden. Die Sorten sind davon unterschiedlich betroffen. Auch könnte dieses mit bereits erfolgten Behandlungen (z.B. Gräserspritzung) zusammenhängen, oder auch mit Spurenelementmangel. So zeigt Manganmangel ähnliche Symptome.
In der Vergangenheit wurde bevorzugt Revus Top bzw. Narita (Wirkstoff Difenoconazol) zur Alternariabekämpfung eingesetzt. Mit Propulse (Wirkstoff Prothioconazol + Fluopyram) bzw. Belanty (Wirkstoff Mefentrifluconazol) mindestens ebenso gut wirksame Alternativen zur Verfügung. Doch auch hier ist auf einen Wirkstoffwechsel zu achten, um keinen schleichenden Wirkungsverlust zu erleiden. Da die Wirkstoffe Difenoconazol (Revus Top, Narita) und Mefentrifluconazol (Belanty) sehr ähnlich wirken, sollten die Produkte Revus Top/Narita und Belanty nicht mehrmals hintereinander eingesetzt werden. Vielmehr erscheint folgender Wechsel angebracht:
  • Revus Top/Narita bzw. Belanty auf der einen Seite und
  • Propulse auf der anderen Seite.
Und wenn wir gleichzeitig Propulse max. zweimal einsetzen wollen, um langfristig eine Resistenzbildung zu vermeiden, sind auch hier die Bekämpfungsmöglichkeiten begrenzt. Vor diesem Hintergrund macht der Einsatz von Ortiva oder Signum als erste Alternariabehandlungsmaßnahme Sinn, obgleich damit nicht die Wirkungsgrade obiger Azolprodukte erreicht werden. Wenn wir uns aber die Wirksamkeit von Revus Top, Narita, Belanty und Propulse langfristig erhalten wollen, müssen wir den zusätzlichen Wirkungsmechanismus von Ortiva bzw. Signum nutzen.
Von Revus Top abgesehen, handelt es sich bei den oben genannten Alternariaprodukten um Mittel, die ausschließlich Alternaria behandeln. Insofern bedarf es immer eines Zumischpartners gegen Krautfäule. Auch beim Revus Top sollte ein weiterer Krautfäulewirkstoff zugemischt werden (z.B. Cymoxanil, Fluazinam), da das im Revus Top gegen Krautfäule wirksame Mandipropamid als CAA-Wirkstoff von der Resistenz betroffen ist (Quelle: Hinweise der LfL Dr. Scheid).
Heuer könnte auch noch Polyram WG mit in die Spritzungen eingebaut werden, als zusätzlicher Resistenzbrecher.

Müssen Gräser Nachbehandelt werden sollte die geringe Blattstabilität des Kartoffelkrautes beachtet werden.
Eine Kombination Gräser- und Krautfäulemittel kann je nach Präparat unter ungünstigen Bedingungen zu Blattnekrosen führen.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) widerruft zum 13. Juni 2024 die Zulassung des Pflanzenschutzmittels VERSILUS (Zul.-Nr. 008857-00/00) mit dem Wirkstoff Benthiavalicarb.
Für das Pflanzenschutzmittel gilt eine Abverkaufsfrist und eine Aufbrauchfrist bis zum 13. Dezember 2024.
(Quelle, BVL)

Düngung

Durch die hohen Regenmengen könnte der Stickstoff aus der Wurzelzone ausgewaschen sein. Besonders in Sorten mit hohem N-Bedarf, soweit dieses Aufhellen kann über eine Nachdüngung nachgedacht werden. Aber Achtung hohe Stickstoffschübe können zu Qualitätsverschlechterungen führen. Auch könnte heuer weitere Mangelerscheinungen stärker auftreten.

Blattläuse

Blattläuse
Aktuell wird ein sehr geringer Blattlaus-Zuflug in die Gelbschalen in den Vermehrungsbestände festgestellt. Insektizide und auch der Einsatz von den zugelassenen Paraffinölen können die Übertragung nur reduzieren. Daher ist die konsequente frühzeitige Bereinigung und Bekämpfung der Durchwuchskartoffel eine wichtige Maßnahme. Besonders zu Beginn wachsen die Kartoffeln sehr schnell. Damit haben die neu gebildeten Blätter keinen Schutz. Junge Pflanzen leiten das Virus schnell ab. (s. a. Vermehrerrundschreiben).
Zum Einsatz der Insektizide bzw. Öl gilt es zu beachten. Eine Minderung der Y-Virusübertragung ist nur möglich, wenn es gelingt die Läuse vom Probestich abzuhalten. Pyrethroide wirken auch abschreckend auf die Läuse. Allerdings ist dieses bei der gegenwärtigen Witterung eingeschränkt. Weil durch die Sonneneinstrahlung die Wirkstoffe schnell abgebaut werden. Auch sollte die Temperatur beim Pyrethroideinsatz nicht über 20° C liegen.
Paraffinöl wirkt nach Versuchen besser als Insektizide zu Verhinderung der Y-Virus-Übertragung. Zur Anwendung die Witterung und das Wachstum der Kartoffelpflanzen beachten. Paraffinöl vermindert nicht die Übertragung von Blattrollvirus. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie für ausgewählte Standorte die Zahlen der zugeflogenen Blattläuse in den Gelbschalen.

Blattlauszuflug in den Gelbschalen

Kartoffelkäfer

Die Bekämpfung der Kartoffelkäfer sollte erfolgen, wenn die Masse der Larven geschlüpft ist und sie sich im jungen Larvenstadium (L1, L2) befinden. Schadschwelle 15 Junglarven/Pflanze. Wegen zunehmender Resistenz Pyrethroide wie z.B. Decis forte, Karate Zeon o.ä. bei der Kartoffelkäferbekämpfung nicht mehr einsetzen. Zudem wirken diese Mittel bei hohen Temperaturen nicht ausreichend. Damit auch langfristig noch geeignete Mittel für die Kartoffelkäfer- und Blattlausbekämpfung zur Verfügung stehen und Resistenzen hinausgezögert werden können, ist folgendes zu beachten.
  • Insektizide nur bei Bedarf einsetzen (Schadwelle von 15 Junglaven/Pflanze).
  • Bienenungefährliche Mittel bevorzugen
  • Wirkstoffgruppen wechseln
  • Insektizidspritzungen unter optimalen Bedingungen durchführen: Unter 20 °C mit mindestens 400 l Wasser/ha, möglichst junge Larvenstadien des Kartoffelkäfers (L1/L2, Kopfkapsel ist maximal 1 mm breit) bekämpfen.
  • Bevorzugt Coragen bzw. Benevia im Wechsel mit Mospilan SG bzw. Danjiri einsetzen.
  • Bei nur einer Anwendung pro Jahr im nächsten Jahr eine andere Wirkstoffgruppe verwenden, soweit dieses möglich ist.
  • Keine Pyrethroide zur Kartoffelkäferbekämpfung
  • Sollen auch Läuse mit behandelt werden, Mospilan SG oder Danjiri verwenden.

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