Aktuelle Hinweise zum Kartoffelanbau (Stand: 11. Oktober 2024)

Kartoffeln

Ein Schwerpunkt des Kartoffelanbaus in Bayern liegt im Dienstgebiet unseres Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg. Das Sachgebiet L2.3P - Landnutzung gibt Hinweise für die richtige Lagerung und Düngung.

Vorankündigung Veranstaltung

Die diesjährige Kartoffelsortenschau findet am 02.12.2024 ab 13:00 im Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen/Berg im Gau statt. Vorgestellt werden unter anderem die Ergebnisse der amtlichen Versuche und Sorten.

Kartoffelerntemenge Deutschland

Am 24. September 2024 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das erste amtliche, noch vorläufige Ergebnis zur Kartoffelernte 2024. Die bundesweit heurige Ernte soll 12,7 Millionen Tonnen Kartoffeln betragen. Das wären 9 % mehr gegenüber 2023 und gegenüber dem mehrjährigen Mittel 17 %.

Ernte – Abtrocknung

Die häufigen Niederschläge führten teilweise zu mehr Fäulnis im Feld. Die hohen Stärkegehalte erhöhen die Beschädigungsgefahr bei der Ernte. Es ist wichtig, die Knollen beschädigungsarm einzulagern, möglichst wenig Erde ins Lager zu bringen, damit eine zügige Abtrocknung erfolgen kann.
Für alle Kartoffeln, besonders bei Problemen, gilt schnellste Abtrocknung nach dem Roden. Innerhalb von 12 Stunden sollen die Kartoffeln trocken sein. Feuchtigkeit und Wärme muss aus kritischen Partien so schnell als möglich raus. Die Gefahr von evtl. zu schlechter Wundheilung oder Überlüftung ist hier zu vernachlässigen.
In solchen Partien gilt es die Lagertemperatur möglichst schnell innerhalb von einigen Tagen auf unter 10°C zu senken. Lüftung und Temperatursenkung immer mit Außenluft, welche mindestens 2°- 5°C kälter ist als die Stapeltemperatur (s. Tabelle). Es gilt hier kühle Nächte zu nutzen. Evtl. voreingestellte Computerwerte der aktuell möglichen Situation anpassen!
Besonderes sorgfältig muss heuer auch auf Grund der Witterungs- und Erntebedingungen auf Zwischenlager geachtet werden. Denn auch hier kann es zu rascher Fäulnis kommen. Es sollte versucht werden, ausreichende Lüftung zu ermöglichen und Schüttkegel bei der Einlagerung vermeiden.
Da die Kartoffeln heuer z.T. schon länger abgestorben im Feld liegen, könnte der Schwitzprozess z.T. im Feld, oder früher im Lager beginnen.
In dieser Zeit sind die Knollen losschalig, sollten nicht bewegt werden.
Mögliche Situationen zur Lüftung im Kartoffellager

(nach Beyer verändert in Anlehnung an das Mollier-Diagramm)

Situation 1: Warme Kartoffeln und kalte Außenluft:

Außenluft wesentlich kühler als Stapeltemperatur, kritische Partien trocknen zügig, Wasseraufnahme 3,3 g/m³ Luft.

Temperatur (°C)rel. Luft-feuchte (%)g Wasser/m³ Luft
Kartoffel12100 %10,8 g
Außenluft890 %7,5 g
Differenz: Außenluft trocknet intensiv durch3,3 g
Situation2: Kühle Kartoffeln und kalte Außenluft:

Außenluft etwas kühler als Stapeltemperatur, geringe Wasseraufnahme (1,3 g/m³ Luft), kritische Partien trocknen schlecht.

Temperatur (°C)rel. Luft-feuchte (%)g Wasser/m³ Luft
Kartoffel9100 %9,0 g
Außenluft6100 %7,5 g
Differenz: Außenluft trocknet wenig 1,5 g
Situation 3: Kalte Kartoffel und wärmere Außenluft:

Außenluft etwas wärmer als Stapeltemperatur, Es bildet sich eine Kondensschicht, die im Stapel von unten nach oben wandert, Der Stapel wird nässer mit 0,1 g/m³ Luft.

Temperatur (°C)rel. Luft-feuchte (%)g Wasser/m³ Luft
Kartoffel10100 %9,5 g
Außenluft1290 %9,6 g
Differenz: Außenluft bildet Kondensschicht-0,1 g
Kalk im Kartoffellager
Für feuchte und kritische Partien könnte auch die Zugabe von kohlensaurem Kalk bei der Einlagerung eine Hilfe darstellen. Der Kalk wird beim Einlagern im Sturzbunker oder auf die Bänder gestreut. Man benötigt ca. 0,5 % - 1 % kohlensauren Kalk (entspricht 5 - 10 kg je Tonne Kartoffeln). Es muss unbedingt trockene (naturfeuchte) feingemahlene Ware (0,09 – 1 mm) sein, denn nur diese kann Feuchtigkeit aufnehmen. Feucht- oder Brandkalk ist ungeeignet. Bevor kohlensauren Kalk zugesetzt wird, unbedingt mit dem Abnehmer oder Verarbeiter sprechen.

Resterde, Reststoffe

Von rückgenommener Erde aus Kartoffelverarbeitungsbetrieben geht ein sehr hohes Risiko der Verschleppung von Schadorganismen (Kartoffelzystennematoden, Kartoffelkrebs, usw.) aus. Diese Erde nach Möglichkeit nicht auf Ackerflächen ausbringen, weil mit jeder Bodenbearbeitung diese Krankheitserreger weiter verschleppt werden. Ähnliches gilt für die Erde aus dem eigenen Betrieb.
Auch mit Reststoffen, wie z.B. Kompost, Gärsubstrate unbekannter Herkunft und ähnliches, soweit diese evtl. Kartoffelreste enthalten, oder im Ausgangsmaterial enthalten haben, können Quarantänekrankheiten auf die Felder gelangen.

Zikaden

In den kritischen Regionen (Befall in den Kartoffeln / sowie der ZR) muss mindestens über Bodenbewegung nach der Ernte nachgedacht werden. In Befallsregionen spricht nichts dagegen diese Maßnahmen zur Minimierung auch einzusetzen. Die Bearbeitungstiefe ist abhängig von der Lage der Nymphen. Müssen Sie nicht begrünen und können Sie auf Winterungen verzichten (bis fast Mai) hilft das bei der Minimierung (Versuche BetaSol und Testgebiete in BaWü und Bayern). Nachbau dann von z.B. Mais. Weitere Möglichkeiten der Minimierung werden erst in einigen Jahren gesehen. Dies spricht zwar gegen WW und WG und etc. und gegen Humusaufbau (GD) und Nitratbindung aber wollen wir Fruchtfolgeglieder behalten wie die Kartoffel, die ZR und diverse Gemüsesorten haben wir momentan keine anderen Lösungen.
Weiter die Fruchtfolge überdenken. Kein Anbau von Kartoffeln nach Zuckerrüben. Auch nicht Zuckerrüben nach Kartoffeln. Diese Maßnahmen können die Zikaden, bzw. den Befall reduzieren.
(In Anlehnung an die Hinweise Landwirtschaftlicher Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn e.V.).

Eigenen Nachbau auf Virusbefall untersuchen lassen

Auch heuer den eigenen Nachbau auf Virusbefall untersuchen lassen. In einigen Konsumbeständen war ein hoher Befall zu sehen. Dieses könnte sich auch auf die anderen Bestände ausgewirkt haben. Ab 15 bis 20 % Virusbefall, abhängig von der Art des Virus, sollte auf einen Nachbau verzichtet werden, wegen Ertrags- und Qualitätsverschlechterung. Zur Untersuchung Knollen in Pflanzgutgröße einsenden.
Heuer gibt es zwei Möglichkeiten die Knollen untersuchen zu lassen.
Augenstecklingstest an der LfL (Landesanstalt für Landwirtschaft)

Kosten ca. 85 € pro Probe, 130 Knollen (Anlieferung in Freising)

Einsendung an LfL:
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
IPZ 3a
Am Gereuth 2,
85354 Freising
Telefon: 08161/8640-3624 (vormittags)

Pflanzgut-Sackanhänger Virusprobe pdf 51 KB

PCR-Test beim BGD (Boden Gesundheits Dienst)

Kosten 163 € pro Probe, 210 Knollen (Anlieferung Rain / Lech, BGD)

Einsendung an BGD:
Justus Liebig Labor
Donauwörther Str. 50
86641 Rain / Lech

Begleitschein für den Kartoffelsack - Downloads BGD Externer Link

Unterschiede:

Augenstecklingstest dauert länger, liefert den genaueren Wert, insbesondere bei höherem Virusbesatz.
Der PCR Test kann keine Unterscheidung liefern zwischen 14 und 100% Befall. Bis zu 14% Virusbefall liefert der PCR Test ebenfalls sehr gute unterscheidbare Werte. Hintergrund ist, dass hier nach befallenen Pools verrechnet wird. 11 Pools von 12 befallen sind 14% Virus. 12 Pools von 12 befallen sind 100 % Virus. Er geht schneller und es kann, wenn gewollt auch gleich Ring- und Schleimfäule mit untersucht werden.
Bei allen Untersuchungen werden auf alle relevanten Viren getestet.

Weitere schriftliche aktuelle Hinweise über den Partner in der Verbundberatung - Pflanzenbau