Unser Wald
Wildpflanzen und Wildkräuter

Zierlauch - Blüte (Foto: M. Rustler)
Waldpflanzen, erkennen, sammeln und zubereiten
Wenn im Frühjahr das erste Grün sprießt und die Pflanzen aus ihrem Winterschlaf erwachen, wachsen in der freien Natur und in unseren Gärten viele Wildkräuter. Nicht wenige davon sind für den Menschen nutzbar.
Altes Wissen wird allmählich wiederbelebt und die Kräuter finden immer mehr Anklang in der Bevölkerung. Auch Spitzenköche und Mediziner wenden sich den vermeintlichen 'Unkräutern' zu.
Essbare Wildpflanzen – Ein Geschenk der Natur
Denn 'Wildkräuter' sind umsonst und oftmals sehr gesund! Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie ursprünglich und kraftvoll sind. Sie wurden nie gezüchtet und kommen ohne jegliche Pflege aus, wachsen und gedeihen prächtig und können bei guten Bedingungen massenhaft geerntet werden. Deshalb sind sie ideal für den kleinen Geldbeutel und die Hausapotheke. Viele kaufen inzwischen auch Samen und säen extra Wildkräuter in ihren Garten.
Sie enthalten teilweise viel mehr Vitamine und Mineralstoffe als die klassischen Salate, Gemüse- und Obstsorten. Zusätzlich sind sie reich an Flavonoiden (Schutz vor freien Radikalen), Bitterstoffen (tragen zu einer gesunden Darmflora bei), bioaktiven Pflanzenstoffen (heilende Wirkung bei vielen Krankheiten), Gerbstoffen, Kieselsäure und vielem mehr.
Wildkräuter können auf vielfältige Art und Weise genutzt werden. Angefangen beim frischen Verzehr in Form von Salaten, Tee, Smoothies oder Kräuterquark bis hin zu Teigwaren, Suppen und Marmeladen. Aber auch für die Heimapotheke können sie verwendet werden, Salben, Tinkturen, Säfte und Sirup aus Wildkräutern schätzen die Menschen seit Jahrhunderten.
Außerdem erdet das Sammeln von Wildkräutern. Der Sammler beschäftigt sich intensiv mit der heimischen Flora und erlebt seine Heimat aus einer ganz neuen Perspektive.
Allgemeine Hinweise
Viele Wildkräuter haben Doppelgänger, die nur anhand von wenigen Merkmalen zu unterscheiden sind. So sehen sich beispielsweise der schmackhafte Bärlauch und das hochgiftige Maiglöckchen sehr ähnlich. Unterscheiden kann man sie unter anderem anhand des Standorts. Während das Maiglöckchen auf trockenem, saurem Boden wächst, bevorzugt der Bärlauch einen feuchten, basischen und schattigen Standort. Für Anfänger empfiehlt es sich, immer ein Bestimmungsbuch dabei zu haben und das Kraut im Zweifel nicht zu verzehren! Sammeln Sie nur was Sie kennen!
Außerdem sollten Sie keine Kräuter sammeln, die direkt an Rändern von Äckern, Wegen und Straßen wachsen, da diese hohe Schadstoffbelastungen aufweisen können. Auch Standorte, an denen viele Hunde unterwegs sind sollten Sie meiden. Grundsätzlich dürfen Sie in Naturschutzgebieten keine wilden Pflanzen sammeln. Ideal wären Wildkräuter aus dem eigenen Garten oder Balkon.
Wenn Sie Wildkräuter ernten, lassen Sie immer mindestens zwei Drittel Restbestand stehen, damit sich die Kräuter regenerieren können. So bleibt Ihnen eine schöne Sammelstelle im Idealfall jahrelang erhalten.
Ernten Sie Wildkräuter immer vor der Mittagshitze, da die Pflanzen so noch frisch sind und den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen und anderen Wirkstoffen beinhalten.
Waschen Sie die Wildkräuter zu Hause gründlich und verarbeiten Sie sie am besten frisch. In ein feuchtes Küchentuch gewickelt halten sich die Kräuter einige Tage im Kühlschrank. Länger haltbar werden sie durch einfrieren. Dafür entweder die gewaschenen und abgetrockneten Kräuter im Ganzen in einen Gefrierbeutel oder kleingehackt mit Wasser in Eiswürfelförmchen geben. Hierbei die Beschriftung nicht vergessen.
Pflanzenporträts
Große Brennnessel

Große Brennnessel (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): 1-3 m
- Wurzel: ausufernd und hartnäckig, kaum zu entfernen
- Blatt: gegenständig, gesägt, spitz zulaufend, mit Brennhaaren besetzt
- Blüte: Die gelblichen Blüten hängen in Rispen angeordnet von den oberen Blattständen herunter.
- Blütezeit: Juni bis September
- Frucht: maximal 1,4 mm lang und 0,9 mm breite Nussfrucht, die Samen hängen in Rispen am oberen Teil der Pflanze
- Verwendbare Pflanzenteile: Blatt, Samen, Wurzel
- Erntezeit: März bis August, Samen im frühen Herbst
- Standort: Auf besonders nährstoffreichen Böden, Anzeiger für hohen Stickstoffgehalt
Falls es Sie schon erwischt hat, lindern Spitz- oder Breitwegerich die Quaddeln. Ein paar Blätter pflücken und zerquetschen bis der grünliche Saft austritt. Verwechseln kann man die Brennnessel mit der Taubnessel oder der nesselblättrigen Glockenblume, welche allerdings beide nicht brennen und auffällige Blüten haben. Sie sind, wie die Brennnessel auch, ungiftig, enthalten jedoch nicht so viele gesunde Inhaltsstoffe.
Sehr lecker sind auch frittierte Brennnesseln: Dazu einfach das Lieblings-Pfannkuchen Rezept zubereiten, die Brennnesseln kurz in den Teig tauchen und dann in einem kleinen Topf mit Pflanzenöl frittieren.
Gewöhnlicher Giersch

Gewöhnlicher Giersch (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): 30-70 cm, krautiger Wuchs
- Wurzel: Rhizome, dichte Verwurzelung, kaum aus dem Boden zu bekommen
- Blatt: eiförmig, zum Ende hin spitz zulaufend, gesägte Ränder, es stehen immer drei Blätter zusammen, die Blätter haben einen ca. 20 cm langen Stiel
- Blüte: 12 bis 18 strahlige, weiße Doldenblüte
- Blütezeit: Mai bis Juli
- Frucht: eiförmig und glatt, 3-4 mm lang
- Verwendbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Knospen Samen (Achtung: die Wurzeln enthalten einen giftigen Wirkstoff!)
- Erntezeit: ganzjährig
- Standort: schattige, feuchte Gebüsche und Gehölze, Auwälder, Wiesen, Gärten.
Unterscheiden kann man den Giersch anhand der Blatteigenschaften (siehe oben) und dem typischen Geruch (ähnelt im Geruch der Petersilie oder Möhrengrün).
Er wirkt antibakteriell, entsäuernd, entzündungshemmend, harntreibend und kräftigend.
Früher wurde er vor allem als Schmerzmittel bei Rheuma und Gicht eingesetzt.
Giersch-Pesto
- 10 EL klein gehackte Gierschblätter
- Eine zerdrückte Knoblauchzehe
- ca.125 ml Olivenöl
- 50 g gehackte Cashewnüsse oder Pinienkerne
- Im Mixer pürieren und 50 g geriebenen Parmesan dazugeben und nach Geschmack salzen.
- In Gläser abfüllen und zum Lagern mit Olivenöl bedecken.
Der Gundermann

Gundermann mit Blüte (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): Wächst kriechend und rankend am Boden, kann bis zu einem Meter lang werden. Meist findet man jedoch kleinere Pflänzchen bis 20 cm.
- Wurzel: ausuferndes, robustes Wurzelwerk
- Blatt: maximal 4 cm groß, herzförmig, stehen sich gegenständig gegenüber
- Blüte: Lippenblütler, drei bis vier blau-violette Blüten in den Blattachseln
- Blütezeit: März bis Juni, oft auch länger
- Verwendbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Knospen, Samen, Wurzeln
- Erntezeit: ganzjährig
- Standort: halbschattige bis schattige Lagen mit guter Wasserversorgung. Gundermann wächst auf feuchten Wiesen und in lichten Wäldern.
Die Pflanze hat einen typischen Geruch, weshalb eigentlich keine Verwechslungsgefahr besteht. Optisch ähnlich sind der kriechende Günsel, der Ehrenpreis und die rote Taubnessel, jedoch sind alle diese Pflanzen ungiftig.
Die Blätter und Blüten sind besonders reich an ätherischen Ölen, Flavonglykosiden und Bitterstoffen.
Wunderblättchenöl hilft bei schlecht heilenden Wunden:
Zwei große Hände frischen Gundermann in ein Glas geben und wie Sauerkraut einstampfen. Dann einige Tage gut verschlossen an einen warmen Ort stellen. Es bildet sich eine Flüssigkeit, die abgeseiht und mehrmals täglich auf die Wunde getupft wird. Das Öl hält sich nur wenige Tage.
Gemeine Schafgarbe

Gemeine Schafgarbe (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): 50-100 cm
- Wurzel: ausgeprägtes, kriechendes Wurzelwerk
- Blatt: zierlich, länglich, gefiedert, wechselständig
- Blüte: Korbblütler; viele kleine weiße bis rosafarbene Blüten
- Blütezeit: Mai bis August (= Erntezeit)
- Frucht: gelb bis gräulich, geflügelt
- Verwendbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Knospen, Samen, Wurzeln
- Erntezeit: ganzjährig, vor allem im Hochsommer. Die Blätter schmecken jedoch mit zunehmender Größe bitter, weswegen sich vor allem junge flanzenteile und die Blüte für die Verwendung eignen.
- Standort: vollsonnige Plätze mit eher durchlässigen, trockenen und nährstoffreichen Böden
- Weitere Kennzeichen: Hat einen angenehm süßen Geruch, wenn man Pflanzenteile zerreibt. Die Stängel der Schafgarbe sind recht stabil und mit feinen Drüsenhaaren ausgestattet.
Die Schafgarbe enthält besonders viele ätherische Öle, Bitterstoffe und Gerbstoffe, außerdem Salizylsäure.
Kräuterquark: Junge Blätter der Schafgarbe mit anderen Kräutern wie Petersilie, Giersch oder Schnittlauch hacken und unter den Quark mischen. Die Blüten als Zierde obendrauf streuen.
Der Spitzwegerich

Der Spitzwegerich (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): 5 bis 50 cm
- Wurzel: kann bis zu 60 cm tief in den Boden reichen
- Blatt: als Rosette am Boden angeordnet, fünf bis sieben deutlich erkennbare Blattrippen, Blätter sind im Vergleich zum Breitwegerich deutlich schmaler
- Blüte: ovale Ähre, die weißgelbe Staubblüten trägt
- Blütezeit: Mai bis September
- Verwendbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Knospen, Samen, Wurzeln
- Erntezeit: ganzjährig
- Standort: auf lockeren, nährstoffreichen, mittelschweren Böden, bevorzugt an vollsonnigen Plätzen
Hustensaft: Wasser und Zucker zu gleichen Teilen aufkochen, bis eine klare Flüssigkeit entsteht. Spitzwegerichblätter zerkleinern und dazugeben, 10 Minuten kochen lassen. Abschließend die Blattteile abseihen und den Sirup in saubere Glasflaschen füllen.
Spitzwegerich kann außerdem in Tees (getrocknet oder frisch), Salaten, Kräuterquark, Pesto oder Smoothies verwendet werden. Die Blüten haben einen leicht pilzigen Geschmack, weshalb sie sich als besonderes Highlight z.B. auf Salaten eignen.
Gewöhnliche Vogelmiere

Gewöhnliche Vogelmiere (Foto: M. Rustler)
Botanische Merkmale
- Wuchs(-höhe): Die Stängel der Pflanze werden bis zu 40 cm lang und liegen auf dem Boden. Bei Bodenkontakt bilden sich neue feine Wurzeln.
- Wurzel: flaches Wurzelwerk
- Blatt: schmal und eiförmig mit Spitze
- Blüte: weiß, sternförmig, fünf zweigeteilte Kronblätter, öffnet sich nur bei schönem, trockenem Wetter
- Blütezeit: März bis Oktober
- Frucht: Eine Pflanze bildet meist mehr als zehntausend Samen. Diese sind dementsprechend winzig und sorgen für eine flächige Verteilung der Pflanze.
- Verwendbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Knospen, Samen
- Erntezeit: ganzjährig
- Standort: sie bevorzugt frischen, stickstoffhaltigen Boden und eine gute Wasserzufuhr, häufig auf Gemüsebeeten/Äckern
Sie wird bei Hautproblemen wie Gerstenkörnern, Ekzemen oder Akne angewendet.
Außerdem kurbelt sie mit ihrem hohen Mineralstoff- und Vitamingehalt den Stoffwechsel an.
Aber auch als Tee kann sie innerlich und äußerlich verwendet werden (siehe Kamille).
Für die äußerliche Anwendung kann man auch einen Brei aus dem zerquetschten oder pürierten Kraut verwenden.
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