Musterbestände bei Baar

Die Baumart Fichte, die heute den Hauptteil der Wälder im Gebiet des AELF Augsburg ausmacht, kommt besonders im Reinbestand zunehmend an ihre ökologischen Grenzen.

Daher ist es wichtig, die Waldbestände möglichst frühzeitig an die sich ändernden Klimabedingungen anzupassen.

Lageplan und Anfahrtbeschreibung
Die Bestände 1 bis 6 liegen bei der Wallfahrtskapelle Maria im Elend in der Nähe von Baar. Sie können auf einem Rundweg nacheinander besichtigt werden. Von Unterbaar kommend fahren Sie auf der Staatsstraße 2045 Richtung Thierhaupten, bis es links zur Wallfahrtskapelle Maria im Elend geht. Hier können Sie parken und den Rundweg (ca. 1,2 km) beginnen.
Vom Parkplatz folgen Sie an der linken nordwestlichen Ecke einer Rückegasse. Nach ca. 300 Metern passieren Sie den Bestand 1, der links und rechts neben der Rückegasse liegt. Nun laufen Sie weiter, bis die Rückegasse auf den Forstweg trifft. Genau auf der anderen Seite des Weges ist der Bestand 2. Von hier aus folgen Sie dem Forstweg in südöstlicher Richtung. Bestand 3 liegt linker Hand in rund 200 Metern Entfernung. Dem Forstweg weiter folgend erreichen Sie eine Wegkreuzung. Hier treffen Sie rechter Hand auf Bestand 4. Zum Bestand 5 geht es noch ca. 30 Meter geradeaus, er befindet sich auf der linken Wegseite. Wieder zurück an der Weggabelung halten Sie sich jetzt rechts und folgen dem Weg zurück bis zum Parkplatz. Hier, am Ende des Rundwegs, können Sie linker Hand den Bestand 6 besichtigen.

Lageplan - BayernAtlas Externer Link

Bestand 1 - Gemischter Bestand - Junges bis mittleres Alter

Ausgangslage

Nach der Nutzung des vorher hier stehenden Bestandes hat sich Fichten-Naturverjüngung eingestellt. Die wurde von Anfang an mit Douglasien angereichert.
Dort, wo Naturverjüngung ausblieb, pflanzte der Waldbesitzer Douglasien-Trupps. So entstanden entlang beider Seiten der Rückegasse Pflegeflächen von Fichte und Douglasie unterschiedlichen Alters.

Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild

Nadelbäume sollten frühzeitig freigestellt werden, damit sie eine lange, grüne Krone behalten. So erhält der Einzelbaum maximale Stabilität gegenüber Stürmen. Gleichzeitig können die Bäume mit mehr Nadeln mehr Holz produzieren. So sinkt die Produktionszeit und damit das Risiko.
In die älteren Bestandsteile wurden bereits Rückegassen eingelegt. Vorhandene Mischbaumarten wurden gefördert, um die Baumartenvielfalt zu erhalten.
Die geförderten Douglasien wurden teilweise geastet.

Zukünftige Maßnahmen

Die begonnene Z-Baum-Durchforstung wird weiter geführt.
Die Douglasien werden nach und nach weiter geastet, mindestens bis zu einer Höhe von 6 Metern.

Bestand 2 - Douglasie - Mittleres Alter

Ausgangslage

Wie nahezu überall im Tertiär-Hügelland sind auch hier hauptsächlich lehmige Sande zu finden. Hier sind sie gut mit Wasser versorgt, gut durchwurzelbar und ausreichend mit Nährstoffen versorgt.
Von Beginn an, hat die Nutzung der Fichte außerhalb ihres natürlichen Wuchsgebietes aber auch Probleme gemacht. Schäden traten zunächst nur vereinzelt auf, doch seit den 1990er Jahren auch großflächig. Trockenheit und darauffolgender Borkenkäfer-Fraß führte und führt zu immer größeren Ausfällen bei der Fichte. Außerdem findet sie oftmals wegen ihres flachen Wurzelsystem nicht so gut halt im Boden. Sie wird dann bei Sturmereignissen leichter geworfen als solche Baumarten, die sich mit einem Herz- oder Pfahlwurzelsystem besser im Boden verankern können. Die Bayerische Forstverwaltung empfiehlt daher schon seit langem, reine Fichtenwälder frühzeitig in stabilere Mischbestände umzubauen.

Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers

Douglasienbestand erschlossen und geastet
Angesichts der vorhergesagten Veränderungen durch den Klimawandel wollte der Waldbesitzer nicht wieder auf Fichte setzen. Douglasie wächst sehr schnell und wird in unseren Breiten ca. 50 bis 60 Meter hoch. Das Holz ist ähnlich dauerhaft wie das der Lärche. Es wird deshalb gerne im Außenbereich verwendet, beispielsweise für Holzverschalungen oder Terrassendielen.

Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild

Die Douglasien, die hier zu sehen sind, wurden im Jahr 2001 angepflanzt. In den Bestand wurden Rückegassen eingelegt und er ist durchforstet.
Hierfür wurden zunächst Auslesebäume gelb markiert. Das sind stabile, gesunde Bäume, die eine hohe Qualität erwarten lassen. Diese Zukunfts- oder Z-Bäume werden anschließend von ein bis zwei Nachbarn befreit, die ihnen in bereits in die Krone wachsen. Von ihren Konkurrenten befreit, werden sich die Z-Bäume zu den dicksten und auch höchsten Bäumen des Bestandes entwickeln.
Um den Wert der späteren Stämme zu erhöhen, wurden die Z-Bäume nach der Durchforstung geastet.

Zukünftige Maßnahmen

Die Z-Baum-Durchforstung wird fortgeführt. Hierfür wird je Jahrzehnt ein- bis zweimal durchforstet. Das Ziel bleibt, die stärksten Bäume von ihren engsten Nachbarn zu befreien. So wird der Zuwachs des Bestandes auf die bereits jetzt wertvollsten Exemplare gelenkt.
Auch wird weiter geastet werden, bis mindestens auf eine Höhe von 6 Metern.

Bestand 3 - Rotbuche - Voranbau

Ausgangslage

Fichten wachsen natürlicherweise in den Alpen und den höheren Mittelgebirgslagen, also in Gegenden, wo es eher kühl und regnerisch ist. Nach den beiden Weltkriegen hat Deutschland seine Kriegsschuld mit Rohstoffen, darunter auch Holz, ausgleichen müssen. Das führte zu großen Kahlschlagsflächen, die im großen Stil mit der robusten Fichte wieder aufgeforstet wurden. Ein wahrhaft großes und in seinem Ergebnis großartiges und erfolgreiches Projekt. Dass die Fichte nebenbei in den wärmeren Gebieten außerhalb ihrer angestammten Heimat sehr hohe Erträge gebracht hat – Fichte wächst schnell, gerade und ihr Holz ist einfach zu bearbeiten – kam den Wirtschaftenden dabei entgegen.

Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers

Die alten Bäume schützen anfangs die frisch gepflanzten Bäume vor zu starker Sonneneinstrahlung und vor Frost. Zudem wachsen die jungen Buchen unter dem Schirm der Altbäume feinastiger auf; das steigert die Qualität. Nach und nach kann dann über der aufwachsenden Verjüngung nachgelichtet werden. So können Aufwand und Kosten gering gehalten werden
Aber es gibt auch noch einen anderen, mindestens genauso wichtigen Grund dafür, schattenerträgliche Mischbaumarten wie Tanne und Buche bereits unter dem Altbestand zu pflanzen. Diese Arten wachsen in der Jugend langsamer als die sonnenhungrige Fichte. Pflanzt man also Buche und Tanne in gleich hohe Fichten-Verjüngung, dann werden Tanne und Buche von der schneller wachsenden Fichte unterdrückt und schließlich wegen Lichtmangels eingehen.

Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild

Dieses Beispiel zeigt, wie man Fichten-Altbestände mit Buche anreichern kann. Zu sehen sind ältere Buchen-Voranbaugruppen, einmal noch unter dem Schirm des Fichtenaltbestandes, einmal nach der Ernte der darüber stehenden, alten Fichten. Der Altbestand wurde 2021 durchforstet.

Zukünftige Maßnahmen

In den nächsten 10 bis 20 Jahren werden die Reste der hiebsreifen Fichten über den Buchen in zwei bis drei Durchgängen entnommen. Und wenn bei der Holzfällung die Kronen der Fichten außerhalb der Buchen-Gruppen aufschlagen, werden auch die Schäden an den Buchen gering bleiben.

Bestand 4 - Weißtanne - Voranbau

Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers

Die alten Bäume schützen anfangs die frisch gepflanzten Bäume vor zu starker Sonneneinstrahlung und vor Frost. Zudem wachsen die jungen Buchen unter dem Schirm der Altbäume feinastiger auf; das steigert die Qualität. Nach und nach kann dann über der aufwachsenden Verjüngung nachgelichtet werden. So können Aufwand und Kosten gering gehalten werden und wenn der Altbestand komplett weg ist, steht schon ein ansehnlicher Folgebestand am gleichen Fleck.
Und es gibt noch einen anderen, mindestens genauso wichtigen Grund dafür, schattenerträgliche Mischbaumarten wie Tanne und Buche bereits unter dem Altbestand zu pflanzen. Diese Arten wachsen in der Jugend langsamer als die sonnenhungrige Fichte. Pflanzt man also Buche und Tanne in gleich hohe Fichten-Verjüngung auf die Freifläche, dann werden beide von der schneller wachsenden Fichte unterdrückt und schließlich wegen Lichtmangels eingehen.

Maßnahme

Auch dieses Beispiel zeigt die Möglichkeit, einen Altbestand frühzeitig mit einer anderen Baumart anzureichern – ein sogenannter Voranbau. Dafür können solche Lücken im Altbestand, wie man sie hier sieht, gut ausgenutzt werden.Hier sehen Sie eine Gruppe Weißtanne, die etwa 2012 gepflanzt wurden. Zum Schutz vor Wildverbiss wurde die Anpflanzung eingezäunt.

Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild

Nadelholzverjüngung wächst unter dem Schirm eines Altbestandes strukturierter und stabiler auf als auf Freiflächen. Auch hier schützen die alten Bäume anfangs die frisch gepflanzten Bäume vor zu starker Sonneneinstrahlung und vor Frost. Und durch den Schatten wächst auch weniger konkurrierende Begleitvegetation, wie beispielsweise Brombeeren, Farne und Gräser. Außerdem fördert das langsamere Wachstum im Schatten die Qualität der Bäume, weil die Äste dünner bleiben.

Zukünftige Maßnahmen

Der Voranbau kommt die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre noch ohne Pflege aus. Bis dahin haben sich die stärksten Bäume durchgesetzt und es wird dann keine Durchforstung nötig sein. Sollte sich zeigen, dass der Jahreszuwachs weniger wird, können die starken, hiebsreifen Fichten am Rand der Anpflanzung entnommen werden. Das verbessert die Belichtung für die jungen Bäume.
Der Zaun kann innerhalb der nächsten fünf Jahre abgebaut werden. Wegen der Größe beeinträchtigt der Verbiss schon jetzt nicht mehr das Höhenwachstum. Aber der Zaun schützt noch vor Fegeschäden durch Rehböcke.

Bestand 5 - Roteiche - Altbestand

Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers

Die Roteiche kommt, wie die Douglasie auch, ursprünglich aus Nordamerika. Sie wird bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts systematisch in unsere Wälder eingebracht. Sie verträgt in der Jugend mehr Schatten und wächst auch schneller als unsere heimischen Eichen. Die Ansprüche der Roteiche an die Bodenzusammensetzung sind ähnlich denen unserer Stiel- bzw. Traubeneiche. Bei wasserbeeinflussten Standorten sind Stiel- bzw. Traubeneiche jedoch zu bevorzugen.

Maßnahme

Der hier stehende Roteichenbestand befindet sich in der Phase der Altdurchforstung. Dabei sucht man sich zunächst gut gewachsene, gesunde Bäume aus und unterstützt deren Dickenwachstum, indem man je Durchforstung ein bis zwei Nachbarn entnimmt. Befreit von der Konkurrenz, erhalten diese sogenannten Zukunftsbäume ihre Krone und können sie sogar vergrößern. Mit einer größeren Krone bilden die Bäume mehr Blätter, sammeln mehr Sonnenlicht und bilden mehr Holz. Sie wachsen also schneller als ihre Nachbarn.
Die Zukunftsbäume sind hier nicht markiert. Bereits wenige Jahre nach der Durchforstung sollten sie sich aber gegenüber den anderen Bäumen aufgrund ihrer Höhe und Durchmesser hervortun.

Zukünftige Maßnahmen

Die bereits begonnene Z-Baum-Durchforstung wird bis zur Hiebsreife der Roteichen fortgeführt mit einer Maßnahme pro Jahrzehnt.

Bestand 6 - Gemischter Altbestand

Ausgangslage

In diesem Mischbestand wachsen u. a. Weiß- und Küstentanne, Kiefer, Buche, Fichte und Birke. Eine bunte Mischung, deren einzelne Bäume sich aufgrund verschiedener Ansprüche den Kronenraum und damit das einfallende Licht aufteilen.
Die verschiedenen Bäume erschließen sich aber auch mit unterschiedlichen Wurzelsystemen den gesamten Boden, das gibt zusätzlichen Halt für die einzelnen Bäume. So ist ein gemischter Bestand auch deutlich stabiler als ein Reinbestand und für eine unsichere Zukunft gut gewappnet. Sollten sich Bedingungen einstellen, die zum Ausfall einer Baumart führt, können die anderen den entstehenden Platz sofort mit nutzen. Das senkt das Risiko für den Bewirtschafter im Vergleich mit einem Reinbestand.

Zukünftige Maßnahmen

In den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren wird einmal pro Jahrzehnt eine Maßnahme durchgeführt, die das Dickenwachstum steuert. Dabei wird der Zuwachs auf die gesunden, qualitativ hochwertigen Bäume gelenkt, indem jeweils ein bis zwei bedrängende Nachbarn entnommen werden.
Gleichzeitig wird so die Verjüngung beeinflusst. Die „Umlichtung“ der Krone zur Förderung des Dickenwachstums stärkt gleichzeitig den Baum und ermöglicht ihm, Früchte auszubilden.

Forstliche Fachbegriffe? Einfach erklärt!
Auf unserer Hauptseite zu den Musterbeständen finden Sie eine einfache Erklärung der forstlichen Fachbegriffe, z. B. was man unter einer Auslesedurchforstung versteht oder wann man von Voranbau spricht.