Pflanzenbau
Wintergerste: Sortenberatung 2024/2025

Das SG 2.3 P Landnutzung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg informiert über Versuchsergebnisse zur Wintergerste, bei zwei- sowie mehrzeilige Sorten.

Die Aussaat der Wintergerste erfolgte im Herbst 2023 unter trockenen Bodenverhältnissen und erstreckte sich von Mitte September bis in den Oktober hinein. Die ausreichende Bodenfeuchtigkeit in Kombination mit hohen Temperaturen führten zu einem raschen und gleichmäßigen Feldaufgang. Die Vegetation begann im Frühjahr 2024 sehr zeitig, da sich bereits im Februar überwiegend frostfreie Nächte einstellten. Die weitere Entwicklung der Bestände (abgesehen von Gerstengelbverzwergungsvirus befallene Bestände) im April und im Mai waren sehr positiv zu werten. Ramulariainfektionen waren in Auftreten und Stärke im Vergleich zu den Vorjahren durchschnittlich stark zu werten. Eine termingerechte Fungizidbehandlung hat zu gutem Erfolg geführt. Die hohen Niederschlagsmengen am 31. Mai und 01.Juni waren in weiten Teilen des Dienstgebiets für die Korneinlagerung nicht optimal. Die unterdurchschnittlichen Erträge sind der schlechter Kornausbildung geschuldet.

Zweizeilige Sorten - Empfehlung

Sortenbeschreibung

Empfehlung Tertiärhügelland und Jura/Hügelland

Almut (IG Pflanzenzucht)
Eine Sorte mit mehrjährig überregional hohen Korn- und Marktwarenerträgen. Im Jahr 2024, wie auch in den Jahren zuvor wurden diese guten Ergebnisse erreicht. Aufgrund der mittleren Kornqualität sollte Almut auf dem eigenen Betrieb verfüttert werden. Die Gelbmosaikvirusresistenz bezieht sich auf den Typ 1. Die Sorte besitzt eine gute Standfestigkeit und eine gute bis sehr gute Strohstabilität. Almut passt deshalb gut auf Betriebe mit hohem Stickstoffnachlieferungspotenzial aus langjähriger organischer Düngung. Bei der Blattgesundheit zeigt die Sorte außer bei Ramularia keine Schwächen.
Arthene (IG Pflanzenzucht)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste mit mehrjährig überdurchschnittlichen Korn- und Marktwarenerträgen. Die Ertragsergebnisse aus 2024 sind im tertiären Hügelland ebenfalls überdurchschnittlich ausgefallen. Die gute bis sehr gute Kornausbildung, sowie die daraus resultierenden hohen Marktwarenanteile sind sehr positiv zu werten und machen es möglich die Sorte gut zu vermarkten. Hervorzuheben ist bei Arthene die sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit. Daher empfehlenswert für Flächen mit Stickstoff-nachlieferung aus langjährig organischer Düngung.
KWS Tardis (KWS Lochow):
KWS Tardis erreichte 2024 auf den LSV-Standorten im tertiären Hügelland überdurchschnittliche Ertragsergebnisse. Die guten Ergebnisse des Vorjahres wurden bestätigt. Die Kornqualitäten, wie auch die Kornausbildung sind eher unterdurchschnittlich eingestuft, daher passt die Sorte gut zur Verfütterung im eigenen Betrieb. Die Blattgesundheit der Sorte liegt im Vergleich der anderen Sorten auf mittlerem Niveau. Hierbei sollte auf Mehltau, Netzflecken und Zwergrost geachtet werden. Die Sorte weist eine gute Standfestigkeit und eine gute Strohstabilität auf. Die Abreife ist mittel, bei einem mittleren Ährenschieben. Gelbmosaikvirus Typ 1 resistent.
SU Laubella (Saaten Union)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste. Sie erzielt mehrjährig auf den Standorten im tertiären Hügelland durchschnittliche Korn- und Marktwarenerträge. Im Jahr 2024 konnten gute Ertragsergebnisse erzielt werden. Die Sorte zeichnet sich durch eine überdurchschnittlich gute Standfestigkeit und Strohstabilität aus. Die Toleranz gegenüber Krankheiten ist auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das hohe Tausendkorngewicht und hohe Hektolitergewicht des Ernteguts runden die Sorte ab.

Empfehlung zusätztlich im Jura

Valerie (Limagrain) – (begrenzt)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 und 2 resistente Wintergerste mit mehrjährig unterdurchschnittlichen Korn- und Marktwarenerträgen. Begrenzte Empfehlung für den Anbau auf Flächen, bei denen bereits Typ 1 resistente Sorten Virusbefall zeigen. Die Sorte gehört in den Kriterien Standfestigkeit und Strohstabilität zu den eher schwächeren Sorten unter den Zweizeilern. Bei der Blattgesundheit gehört Valerie zu den anfälligeren Sorten. Ein hohes TKG zeichnet die Sorte aus. Mittlere Reife und frühes Ährenschieben.

Winterbraugerste

NEU: KWS Donau (KWS Lochow)
KWS Donau erreicht als Winterbraugerste im Vergleich zum Sortimentsmittel unterdurchschnittliche Erträge. Die Sorte besitzt eine überdurchschnittliche Standfestigkeit und Strohstabilität. Die Blattgesundheit von KWS Donau ist im Vergleich zu den Sorten im LSV auf einem durchschnittlichen Niveau. KWS Donau liegt bei den Mälzungs- und Braueigenschaften auf ähnlichem Niveau, wie die Vorgängersorte KWS Somerset. Anbau nur mit vorhergehender Absprache des Abnehmers.

Mehrzeilige Sorten - Empfehlung Tertiärhügelland und Jura/Hügelland

Sortenbeschreibung

Esprit (DSV)
Eine gelbmosaikresistente Sorte, die sich durch mehrjährig sehr hohe und stabile Korn- und Marktwarenerträge auszeichnet. 2024 wurde dies auf den Standorten ohne Verzwergungsvirusbefall bestätigt. Esprit liegt in der Standfestigkeit und Strohstabilität für eine mehrzeilige Sorte im Durchschnitt aller geprüften Sorten. Die Resistenzen gegenüber Blattkrankheiten sind überdurchschnittlich. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Einstufung gegenüber Zwergrost ist vor allem im zeitigen Frühjahr eine Bestandskontrolle nötig.
KWS Higgins (KWS Lochow)
Eine gelbmosaikresistente Sorte, die mehrjährig mittlerweile nur noch unterdurchschnittliche Korn- und Marktwarenerträge liefert. Dieser Trend bestätigte sich auch im Jahr 2024, in dem die Ertragsergebnisse der Vorjahre nicht erreicht wurden. Auf die unterdurchschnittliche Standfestigkeit und Strohstabilität ist im Anbau zwingend zu achten. Die Sorte ist besonders anfällig bei Zwergrost, was auch noch zum Zeitpunkt des Ährenschiebens erkennbar war. Die anderen Krankheitsresistenzen sind mittel eingestuft. Das Hektolitergewicht ist für eine mehrzeilige Sorte gut, was gute Marktwarenerträge hervorruft.

Versuchsergebnisse, Sortenbeschreibung, Hinweise zur Produktionstechnik