Ergebnisse einer Befragung auf der Landesgartenschau 2024 in Kirchheim
Nützlinge im Gartenbau

Marienkäfer auf einem Grashalm mit einer gefangenen BlattlausZoombild vorhanden

© PantherMedia / Alessandro Zocchi

Der Einsatz von Nützlingen zur natürlichen Schädlingsbekämpfung gewinnt in der modernen Landwirtschaft und im Gartenbau zunehmend an Bedeutung. In Zeiten steigenden Umweltbewusstseins und wachsender Sorge um den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel wird die Förderung von Nützlingen als nachhaltige Alternative betrachtet.

Ziel der Befragung von Passanten im Rahmen der Bayerischen Landesgartenschau 2024 in Kirchheim bei München war es, herauszufinden, wie Nützlinge von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, welche Erfahrungen bereits gemacht wurden und welches Potenzial der gezielte Einsatz birgt.

Hintergründe zur Befragung

145 Tage bayerische Landesgartenschau in Kirchheim bei München sind zu Ende. Auf rund 14 Hektar neu entwickelter Parkfläche zwischen den Gemeindeteilen Kirchheim und Heimstetten entdeckten gut 500.000 Besucher die „fünf Sphären“, und das, obwohl es an über 50 der 145 Tagen regnete. In der Sphäre 'Wildnis' befand sich unter dem Motto „Superhelden für Ihren Garten – G’sund & Guad!“ auch der Beitrag des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Tourismus.
Im Rahmen dieses Beitrags führte die Abteilung Gartenbau am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Augsburg in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (Bayerische Gartenakademie, Gästeführer) in Veitshöchheim eine Befragung von Passanten rund um das Thema Nützlinge durch. Knapp 500 Besucher der Gartenschau konnten wir zu einer Teilnahme bewegen.

Nützlinge im Garten – vielfältig und sehr divers

Der Duden definiert den Begriff Nützling folgendermaßen: „ein Organismus, der für den Menschen besonders dadurch nützlich ist, dass er schädliche Tiere vernichtet“. Wir wollten wissen, was „Otto Normalverbraucher“ unter diesem Begriff versteht, und stellten dazu eine offene Frage.

Die häufigsten Nennungen, gewichtet nach Anzahl der Nennungen:

  1. Insekten
  2. Bienen
  3. Regenwürmer
  4. Tiere
  5. Marienkäfer
  6. Pflanzen
  7. Wildbienen
  8. Käfer
  9. Vögel
  10. Igel

Offene Fragen haben stets kreativ-explosives Potential, stellvertretend für die vielfältigen Antworten. Drei Zitate auf die Frage "Was verstehen Sie unter Nützlinge im Garten?"

  • „Alles, was kreucht und fleucht und mir das übrig lässt, was ich essen oder anschauen mag“
  • „Richten keinen Schaden an“
  • „Kleine Gärtner wie z.B. Regenwürmer und Marienkäfer“
Besonders auffällig bei dieser Frage waren die vielen Doppelnennungen von Insekten und Tieren. Offensichtlich werden sehr häufig Insekten nicht in die Gruppe der Tiere verortet.

Nützlinge: Ein Begriff, der bekannt ist – aber noch nicht allgegenwärtig

Unsere Umfrage ergab, dass 47 % der Befragten den Begriff „Nützlinge“ kennen und verstehen. Allerdings haben 53 % noch keine Erfahrungen mit dem gezielten Einsatz von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung gemacht. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Sensibilisierung für das Thema bereits begonnen hat, jedoch noch nicht in der Breite angekommen ist. Besonders im Hausgartenbereich gibt es Aufklärungsbedarf, da hier der direkte Kontakt zur Schädlingsbekämpfung vermehrt nur über den Einsatz von chemischen Mitteln erfolgt.

Potenziale des Nützlingseinsatzes in verschiedenen Bereichen

Bei der Frage, in welchem Bereich Nützlinge zur Anwendung kommen, zeigen sich erhebliche Unterschiede. Während nur 19% der Befragten angaben, dass in der Landwirtschaft gezielt Nützlinge eingesetzt werden, waren es im Gartenbau immerhin 48%. Es zeigt sich also, dass der Einsatz von Nützlingen zunehmend in der gärtnerischen Praxis als integriert wahrgenommen wird.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass insbesondere der professionelle Gartenbau bereits deutliche Fortschritte in Richtung nachhaltiger Schädlingsbekämpfung macht. Der Einsatz in Hausgärten hingegen bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück (20% der Nennungen). Hier besteht die Möglichkeit, durch gezielte Aufklärung und Informationskampagnen wie „Natürlich mit Nützlingen“ das Bewusstsein der Hobbygärtner zu schärfen.

Können Nützlinge chemische Pflanzenschutzmittel ersetzen?

Eine zentrale Frage der Umfrage war, ob der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel (PSM) durch Nützlinge ersetzt werden kann. Die Ergebnisse zeigen ein ermutigendes Bild: 36 % der Befragten glauben, dass ein vollständiger Ersatz möglich ist, während 58 % an eine teilweise Reduzierung glauben. Dies unterstreicht das Potenzial des biologischen Pflanzenschutzes, insbesondere wenn die notwendigen Maßnahmen umfassend umgesetzt und gefördert werden.

Hohe Bereitschaft zum Nützlingseinsatz – aber Lücken in der Information

Die Bereitschaft der Befragten, gezielt Nützlinge in ihren eigenen Gärten einzusetzen oder durch bestimmte Maßnahmen zu fördern, ist beeindruckend: 94 % wären bereit, Nützlinge aktiv einzusetzen und/oder zu fördern. Diese Zahl zeigt, dass das Interesse an umweltfreundlicheren Lösungen zur Schädlingsbekämpfung vorhanden ist, es jedoch an Informationen mangelt, wie diese Maßnahmen konkret umzusetzen sind.
Dies wird besonders deutlich, wenn man die Frage nach dem Informationsstand zur Nutzung von Nützlingen betrachtet: Während sich 45 % der Befragten zur Nutzung im Gartenbaubetrieb schlecht informiert fühlen, ist dieser Wert im Hausgartenbereich mit 55 % sogar noch höher.

Bekanntheit der Kampagne „Natürlich mit Nützlingen“ – viel Luft nach oben

Die Initiative „Natürlich mit Nützlingen“ (www.natuerlich-mit-nuetzlingen.org), des Bayerischen Gärtnerei Verbandes gemeinsam mit den Erzeugerringen für Blumen und Zierpflanzen in Bayern, die gezielt auf den Einsatz und Nutzen von Nützlingen in der Schädlingsbekämpfung hinweist, scheint den meisten Befragten noch unbekannt zu sein. Nur 20 % der Teilnehmer gaben an, von der Kampagne gehört zu haben (wohlgemerkt auf einer Gartenschau). Dies ist ein klares Signal dafür, dass verstärkte Öffentlichkeitsarbeit erforderlich ist.
Die Kampagne wurde am häufigsten in Gärtnereien (14 %) und online (6 %) wahrgenommen, was darauf hindeutet, dass die Reichweite in den relevanten Kanälen noch verbessert werden kann.

Fazit

Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass das Potenzial von Nützlingen im Gartenbau durchaus erkannt wird, jedoch noch erheblicher Aufklärungsbedarf besteht, und zwar sowohl bei der Frage, was Nützlinge im Garten sind und wie/wo sie eingesetzt werden. Besonders groß ist die Wissenslücke zum Einsatz von Nützlingen in Hausgärten.
Die hohe Bereitschaft zum Nützlingseinsatz und das Vertrauen in deren Effektivität bieten eine solide Basis für zukünftige Initiativen. Um den Einsatz weiter zu fördern, müssen Informationen über die praktische Umsetzung und die Vorteile von Nützlingen stärker verbreitet werden – sowohl durch öffentliche Kampagnen als auch durch Aufklärungsarbeit im Gartenbau.
Der Weg hin zu einer chemiefreien Schädlingsbekämpfung mag noch lang sein, doch die Offenheit und Bereitschaft der Verbraucher zeigt, dass dies ein gangbarer und vielversprechender Weg ist.